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Eine körperdysmorphe Störung (KDS) - was ist das ?

"Bin ich attraktiv?" - das ist eine Frage, die sich viele Menschen regelmäßig stellen. Dabei ist es auch völlig normal, gelegentlich unzufrieden mit dem eigenen Aussehen zu sein. Diese Körperunzufriedenheit ist jedoch häufig von kurzer Dauer, führt in der Regel nicht zu belastenden Gefühlen und beeinträchtigt den Alltag nicht maßgeblich.

Für Menschen, die an einer KDS leiden, ist das grundlegend anders. Betroffene mit diesem Störungsbild 

verbringen täglich viel Zeit damit, sich in Gedanken oder durch ihr Handeln mit dem Aussehen zu beschäftigen. Dies führt zu deutlichem Leiden und Einschränkungen auf vielen Ebenen des täglichen Lebens, beispielsweise bei der Arbeit oder im Kontakt mit anderen.

Im Folgenden sind die Beschwerden, die bei einer körperdysmorphen Störung typischerweise auftreten, genauer erklärt:

  • Betroffene beschäftigen sich stark mit  wahrgenommenen Makel an ihrem Aussehen, die jedoch anderen Personen weniger stark oder vielleicht sogar gar nicht auffallen. Am häufigsten betreffen diese wahrgenommenen Makel das Hautbild, Aspekte des Gesichtsbereichs oder die Haare. Theoretisch kann jedoch jedes Körperteil - bzw. die gesamte Körperform - im Zentrum der Beschäftigung stehen. Bei einer Unterform der körperdysmorphen Störung, der "Muskeldysmorphie", können auch Gedanken darüber auftreten, nicht muskulös genug zu sein. Betroffenene mit einer körperdysmorphen Störung benennen typischerweise mehrere Körperteile, mit denen sie sich beschäftigen.  Dabei kann sich der Bereich, auf welchen sich die Sorgen richten, auch über die Zeit verändern.
    Ein typisches Merkmal der körperdysmorphen Störung ist weiterhin, dass die Sorgen über das Aussehen von Außenstehenden (bspw. Partner, Freunde, Familie, BehandlerInnen) nicht geteilt oder nachvollzogen werden können. Diese Personen nehmen dabei die Makel entweder gar nicht oder nicht im gleichen Ausmaß wahr. Aussagen wie: "Du siehst doch völlig okay aus, mach dir nicht so viele Gedanken!" beruhigen Betroffene mit einer KDS dabei häufig nicht nachhaltig - im Gegenteil: die Gedanken und Handlungen um das Aussehen bestehen häufig weiter.

  • Wiederkehrende, aussehensbezogene Gedanken und Handlungen sind zentraler Bestandteil der KDS. Diese Gedanken und Verhaltensweisen richten sich häufig darauf, die wahrgenommenen Makel zu prüfen, zu verstecken, sich mit anderen diesbezüglich zu vergleichen oder sich Sicherheit über das eigene Aussehen zu verschaffen. Wichtig: Die KDS zeigt sich hierbei bei jedem Betroffenen anders.
    Handlungen, die häufig mit dieser Störung einhergehen, sind beispielsweise:

    • übermäßiges, langwieriges Prüfen des Äußeren in spiegelnden Oberflächen (z.B. Spiegel, Fenster, "Prüfselfies" auf dem Smartphone)

    • ausgedehnte Körperpflege, z.B. mit regelmäßigen festgelegten Ritualen

    • mehrmaliger Kleidungswechsel am Tag

    • Abdecken von Makeln durch Make-Up, Kleidung oder andere Bedeckungen (z.B. Hüte)

    • Einholen von Rückversicherung bei anderen (z.B. mit anderen über das eigene Aussehen reden oder diese dazu befragen)

    • Vergleichen des eigenen Aussehens mit dem anderer (z.B. bei nahestehenden Personen, aber auch Passanten, Personen in Filmen oder in sozialen Medien)

    • häufige Inanspruchnahme von kosmetischen Behandlungen jeglicher Art (bspw. Kosmetiktermine, Friseur, jedoch auch "Schönheitseingriffe").

  • Die Beschäftigung mit dem Aussehen verursacht erhebliches Leiden oder Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen, wie Arbeit, Schule, Freizeit oder im sozialen Umfeld. Die Aussehenssorgen können so belastend werden, dass Betroffene sich vermehrt zurückziehen und Kontakt zu anderen meiden. So fällt es vielen Betroffenen schwer, an Zusammenkünften oder Festen teilzunehmen, bspw. aus Angst, aufgrund ihres Aussehens abgewertet oder abgelehnt zu werden. Ist die KDS schwerer ausgeprägt, können Betroffene Schwierigkeiten haben, selbst nahestehende Personen zu treffen, das Haus zu verlassen, zur Arbeit oder Schule zu gehen.

  • Die Aussehenssorgen beziehen sich nicht ausschließlich auf Körpergewicht oder Körperfettanteil. Solche Sorgen können Teil der KDS sein, sollten jedoch nicht im Vordergrund stehen. Wenn die Beschäftigung mit Gewicht, Körperform und -fett stark überwiegt sowie zu einem stark veränderten Essverhalten geführt hat (bspw. ständiges, zwanghaftes Kalorienzählen; deutlich weniger essen als üblich; oder gegenteilig Essanfälle mehrfach in der Woche), kann es sein, dass die KDS in diesem Fall nicht als Diagnose zutrifft. 

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